Brainstorming selbst ist eine etablierte Methode in vielen verschiedenen Bereichen. Es wird oft in Gruppen eingesetzt – und oft auf die falsche Art und Weise: Brainstorming ist zu einer Art Modewort geworden und wird in vielen Kontexten nur noch als Gruppengespräch verwendet, bei dem jemand einige Aspekte auf ein Whiteboard schreibt. Die ganze Gruppe diskutiert sie kritisch.
Und das ist der erste Fehler: eine kritische Diskussion. Brainstorming ist eine Methode ohne kritische Diskussion. Jede Intention ist völlig erlaubt, verrückte Ideen, absurde Ideen – natürlich auch “gute” Ideen. Bewerte die Gedanken nicht als gut oder schlecht!
Geschichte des Brainstormings
Als einer der ersten Begründer dieser Technik hat Alex F. Osborn 1939 das Brainstorming beim Gruppendenken in seiner Firma, in so genannten “Brainstorming-Sitzungen”, beobachtet – und er definierte Brainstorming als “den Einsatz des Gehirns, um ein kreatives Problem zu stürmen – und zwar in Kommando-Manier, wobei jeder Stürmer kühn dasselbe Ziel verfolgt.”
Quantität beim Brainstorming
Und ebenso schlug Oswalt einige Hauptregeln vor: Kein Urteil oder Kritik an einer Idee, “freewheeling” als wildes Ausbreiten von Ideen, Fokus auf Quantität statt auf Qualität der Ideen, Kombination und Verbesserung von Ideen als Ergänzung. Um es zusammenzufassen: Quantität ist König. Schreibe so viel auf, wie Du kannst, frei fließend!
Fehler beim Brainstorming
Schön beschreibt weitere typische Fehler zum Beispiel der Brainstorming-Artikel von Christopher Schulz:
- Unklare Fragestellung: Wer nur vage fragt, erhält auch nur abstrakte Antwort. Uns kommt es aber auf die exakte Antwort an.
- Chef macht Brainstorming: Vorne steht jemand, der erzählt, was er denkt. Alle anderen schweigen.
- Ignoranz der Leisen: Manche sagen gar nichts. Das heißt aber nichts, dass sie nichts zu sagen haben.
Jeder hat sicherlich schon erlebt, dass nur der Chef Recht in einem Brainstorming hatte. Unabhängig davon, dass dies auch ein elementarer Verstoß gegen das Mindset von Design Thinking (LINK) ist: Auch beim Brainstorming als Kreativmethode ist das ein No-Go. Denn ein Hauptaspekt ist, dass alle Antworten als gleichwertig angesehen werden sollten.
Brainstorming alleine machen
Ein weiterer interessanter Aspekt: Brainstorming ist vorteilhafter, wenn die Gruppenmitglieder es alleine machen. So hat zum Beispiel Guido Hertel in einem Interview über das Brainstorming darauf hingewiesen, dass “Brainstorming in Gruppen zu weniger Ideen führt, als wenn die gleiche Anzahl von Personen alleine Ideen entwickelt”. Ein Grund dafür ist, dass “die Teammitglieder sich gegenseitig in ihrem Ideenfluss stören und ihre Kreativität beeinträchtigen”, wie Hertel beschreibt.
Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen:
- Diese Methode ist für Solo-Unternehmer sehr gut anwendbar.
- Natürlich führt dann die Mischung der unterschiedlichen Einzelergebnisse in einer Gruppe zu einer großen Vielfalt an Aspekten.
Verschiedene Brainstorming-Methoden
Und, last but not least: Brainstorming gibt es in verschiedenen Methoden. Hier möchte ich nur einige als Beispiel herausstellen:
- Normales Brainstorming: Michael Michalko weist zum Beispiel in seinem Buch “Thinkertoys” auf die Freiheit des Brainstormings hin, indem hier alle Ideen aufgelistet sind. Die guten und auch die dämlichen 😉
- Negatives oder umgekehrtes Brainstorming: Michael Lewrick und seine Co-Autoren beschreiben zum Beispiel diese Art des negativen Brainstormings. Hier wird versucht, Ideen zu entwickeln, die ein Problem verschlimmern. Ich wende es auch gerne so an, dass ich bewusst das Negative von etwas Gutem aus einer Vorphase aufschreibe und umgekehrt.
- Figürliches Brainstorming: Das Betrachten des Problems durch die Augen einer anderen Person ist die Essenz des figürlichen Brainstormings. “Überlegen Sie, wie Ihr Chef, ein berühmter Prominenter oder sogar der Präsident der Vereinigten Staaten mit der Situation umgehen würde”, schlägt ein Weblog zum Thema Brainstorming hier vor.
Es gibt noch jede Menge weitere Brainstorming-Techniken. Vielleicht werde ich darauf auch mal in späteren Weblogs eingehen. Eins ist aber klar: Es ist sicherlich sehr förderlich, verschiedene Methoden zu verwenden, vielleicht in Kombination oder auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
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